Wenn die Kinder ausgezogen sind, das Haus langsam zu groß und die Arbeit im Garten zu beschwerlich wird und wenn die körperliche Kraft etwas nachlässt, denken viele Menschen daran, in eine seniorengerechte Wohnung zu ziehen. Und auch wenn eine „ganz normale“ Übersiedlung ansteht, tut sich die Frage auf: Was mache ich mit meinem geliebten Haustier?
Minka, Luna, Harro, Dusty, Rex, Susi und wie sie auch alle heißen, müssten ja ebenfalls das Zuhause wechseln. Oft sind Haustiere in Wohnheimen oder Wohnanlagen nicht erlaubt, oder man befürchtet, dass die Tiere sich nicht an einen Ortswechsel gewöhnen würden. Selbst ein Piepsi oder eine Schildi, einen Mümmel oder Goldi – sie haben uns alle einen Teil unseres Lebens begleitet – kann man nicht einfach „weggeben“ und einem unbekannten Schicksal überlassen.
Meine Tante Hanna lebte seit dem Tod ihres Mannes alleine im
schmucken Einfamilienhaus, das sie vor vielen Jahren miteinander gebaut hatten. Nein, ganz allein war sie nicht. Ihr Hund Dusty und der lustige Kanarienvogel Piepsi waren ihre Mitbewohner. Beide
gaben ihr viel Kraft in schweren Stunden und auch die Enkelkinder hatten Freude an den Tieren, wenn sie Oma besuchten. Langsam aber fühlte Hanna, wie beschwerlich die Arbeit in Haus und Garten
wurde und wie ihre Kräfte nachließen. Sie wollte insgeheim in eine betreubare Wohnung ziehen, um ein angenehmes Leben ohne Zukunftssorgen und mit flexibler Hilfe führen zu können. Doch das Wissen
um ihre geliebten Tiere ließ sie den Gedanken an Veränderung immer wieder
beiseiteschieben:
Nicht ohne meinen Hund und meinen Vogel!
Ein befreundetes älteres Ehepaar lebte in seinem Haus und hatte zwei Katzen, die im Garten und am benachbarten Feld auf Mäusejagd gingen. Mit Chip versehen und durch eine Katzenklappe in der Haustür, konnten sie ihr freies Katzenleben uneingeschränkt führen. Da das Haus aber nun an die Kinder überschrieben wurde und diese auch bald einziehen wollten, sah sich das Paar nach einer leistbaren, gemütlichen, stadtnahen Wohnung um. Doch sie schoben die Entscheidung immer wieder hinaus – obwohl die einzugsbereiten Kinder schon mit den Füßen scharrten!
Nicht ohne unsere Katzen
Aber auch jüngere Menschen hängen an ihren Haustieren. Conny, Martin und ihre zwei Kinder im Volksschulalter waren es gewohnt, am Land in einem weitläufigen ehemaligen Bauernhaus zu leben. Da gab es einen Zwerghasen namens Mümmel, die Katze Luna, den Hamster Goldi und Ariane – die Schildkröte, die sie vor Jahren heimlich aus Griechenland eingeschmuggelt hatten. Nun aber stand bei Martin eine interessante berufliche Veränderung an, die er nicht ausschlagen konnte und wollte. Die Familie musste einen Orts- und Wohnungswechsel in Betracht ziehen. Tränen waren vor programmiert und die Kinder jammerten:
Nicht ohne unsere Tiere!
Die drei Beispiele zeigen, wie sehr wir Menschen längst fällige Entscheidungen immer wieder verdrängen und aufschieben, weil unser Herz so sehr an den Haustieren hängt. Wir nehmen lieber Entbehrungen und Beschwerden auf uns oder riskieren einen Familienzwist, als eine durchaus mögliche Alternative zu suchen.
Diese Alternative gibt es nämlich! Denn, wer suchet, der findet!
Meiner Tante Hanna habe ich geholfen, eine betreubare Wohnung in einem Wohnkomplex zu finden, in dem Haustiere willkommen sind. Seit einem Jahr lebt sie schon dort und ihr Hund Dusty ist der Star der Wohngemeinschaft. Alle Bewohner lieben ihn und wenn Hanna mal wegmuss, findet sich sofort ein anderes Frauerl oder Herrl, das auf ihn aufpasst und mit ihm Gassi geht. Na, und dem Piepmatz ist es sowieso egal, wo er wohnt, er pfeift für alle!
Das befreundete Ehepaar zog nach langer Bedenkzeit letztendlich doch aus seinem Haus aus und überließ es den Kindern. Die beiden fanden eine schöne Wohnung mit kleinem Gartenanteil, und so konnten die beiden Katzen problemlos samt Katzenklappe mit übersiedeln. Ja, und das Umgewöhnen fiel den Katzen nicht schwer: Fressen, Kuscheln, Streicheleinheiten – und das Katzenleben war perfekt!
Conny, Martin und die zwei Kinder mieteten ein Haus mit Garten und genug Platz für Hasenstall, Katze, Hamster und Schildkröte in der Nähe von Martins neuer Arbeitsstätte. Durch die Entscheidung, die Tiere mitzunehmen, fiel es nicht nur den Kindern leichter, mit Wohnungs- und Schulwechsel zurechtzukommen, auch den Eltern gelang es besser, sich auf den neuen spannenden Lebensabschnitt und die Veränderung einzulassen.
Vielleicht muss man ein wenig länger suchen, vielleicht ein wenig mit sich und seinen Gewohnheiten ringen, doch es findet sich mit Verständnis, Verstand und einer guten Beratung immer eine passende neue Wohnmöglichkeit, die den menschlichen und tierischen Bedürfnissen gerecht wird.
Ein altes afrikanisches Sprichwort sagt:
„Es ist nicht gut, sich ohne einen Freund auf den Weg zu machen. Nimmst du ihn mit und folgst dem Fluss, so findest du das Meer!“